"Viele Berufsbilder kippen gerade – und kaum jemand spricht offen darüber."

Ich beobachte eine Verschiebung, die tiefer geht als reine Effizienzgewinne: KI ersetzt das Doing – und verschiebt den Wert hin zu Denken, Kontext und Kommunikation.


Persönliche Einschätzung

Meine Hypothese: Das ist kein langsames Gleiten, sondern ein struktureller Bruch. Junge Menschen bereiten sich aktuell auf Rollen vor, die es in wenigen Jahren so nicht mehr geben wird – während neue und zukunftsorientierte Rollen noch unscharf und kaum anerkannt sind.

Konkrete Muster:

  • Beratung: Slides entstehen in Minuten – entscheidend ist die Synthese, nicht die Folienproduktion. 
  • M&A: Modellierung automatisiert – Verhandeln & Deal-Design bleiben menschlich. 
  • Investmentbanking: Zahlen ≠ Interpretation.
  • Nachwuchs: Lernt in alten Mustern, weil niemand den Wandel sauber adressiert.

Der unangenehme Punkt: Lehrjahre im Doing dünnen aus. Wenn AI Routinen übernimmt, fehlt das wiederholte Üben, Korrigieren und Reflektieren. Wer nur Tools bedient, verliert Urteilskraft.


Was jetzt zählt (statt reiner Operative):

  • Kontextverständnis: Ergebnisse einordnen, nicht nur erzeugen.
  • Transferfähigkeit: Erkenntnisse in neue Situationen übersetzen.
  • Kritisches Denken: Outputs der KI prüfen, challengen und begründen.
  • Kommunikation & Verhandlung: Bedeutung geben, Optionen abwägen und Entscheidungen tragen. 

Was Organisationen ändern müssen (Ausbildungslogik 2.0):

  1. Case‑Shadowing: Beobachten, mitdenken, mitreflektieren – nicht nur „abarbeiten“.
  2. Simulationen & Stretch‑Aufgaben: Realitätsnah überfordern, dann strukturiert auswerten.
  3. Mentoring & Feedback: Seniors erklären Denkwege, nicht nur Ergebnisse korrigieren. 

Wir nennen das Risiko einer unkritischen Tool-Nutzung die „Midjourney‑Mentalität“: Ergebnisse werden übernommen, ohne Kontext und Urteil. Genau hier braucht es Haltung, klare Worte – und neue Lernräume.