Alle Antworten sind persönliche Einschätzungen des Gesprächspartners und dürfen nicht als offizielle Stellungnahme seines Arbeitgebers verstanden werden.

 

Immer mehr Studierende interessieren sich für ein Praktikum im Investment Banking – nicht zuletzt wegen der hohen Anforderungen, des intensiven Arbeitspensums und der spannenden Einblicke in große Deals. Doch wie sieht der Alltag wirklich aus? Und welche Rolle spielt künstliche Intelligenz (KI) bereits in einem Umfeld, das traditionell von Excel, PowerPoint und langen Arbeitszeiten geprägt ist?

Darüber spricht Tom Buchholz, zum Zeitpunkt des Artikels Praktikant bei globalen Investmentbank , im Interview.

Einstieg und Skillset: Was man können muss

Frage: Wie sieht das typische Skillset eines Praktikanten im Investment Banking aus?


 

Tom Buchholz: Man sollte auf jeden Fall schnell in PowerPoint und Excel arbeiten können – und zwar mit Shortcuts. Das klingt banal, ist aber entscheidend. Wenn du keine Tastenkürzel nutzt, wirst du direkt komisch angeschaut. Es ist wirklich so: Geschwindigkeit und Effizienz zählen. Eine klassische Ausbildung im Sinne von Schulung oder Onboarding gibt es kaum – du lernst durch Beobachten, durch Feedback und durchs Machen.

Rückfrage: Hast du dir diese Programme vorher selbst beigebracht?

Tom Buchholz: Ein paar Basics hatte ich drauf, aber vieles lernst du im Job sehr schnell. Du verbringst einfach so viel Zeit in den Tools, dass du automatisch besser wirst.

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Frage: Welche Aufgaben hast du während deines Praktikums übernommen?


 

Tom Buchholz: Am Anfang bekommst du hauptsächlich Research-Aufgaben – unabhängig davon, wie gut du bist. Das heißt, du recherchierst Unternehmen, schreibst Kurzbeschreibungen, sammelst Kontaktdaten und prüfst, ob die Firmen ins Profil passen. Und das nicht für fünf, sondern manchmal für mehrere hundert Unternehmen.

Später darfst du dann bei Deals mitarbeiten: PowerPoint-Slides bauen, Finanzmodelle in Excel vorbereiten, Präsentationen überarbeiten. Die Associates übernehmen dabei meist die anspruchsvolleren Modellierungen, während Praktikanten und Analysten den Support liefern. Am Ende wird alles mehrfach überarbeitet, bis es pitchreif ist.

 

Frage: Welche Tools dominieren den Alltag?


 

Tom Buchholz: Ganz klar: Excel und PowerPoint. Das sind die Babys jedes Investmentbankers – und das ändert sich auch später kaum. Associates arbeiten immer noch mit denselben Tools, nur der Fokus verschiebt sich. Je höher du aufsteigst, desto mehr geht es um Kommunikation und Kundenkontakt.

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ThinkBeyondAi | 3 followers on LinkedIn. thinkbeyondai: Midjourney-Mentalität – kritisch auf AI blicken, Berufe im Wandel verstehen, Zukunft denken. | thinkbeyondai ist eine Plattform für Reflexion, Analyse und Debatte im Zeitalter von Künstlicher Intelligenz. Wir beleuchten, wie AI Berufe, Karrieren und ganze Branchen verändert – von der Anwaltskanzlei über die Unternehmensberatung bis hin zu M&A und Corporate Finance. Kern unseres Ansatzes ist die Midjourney-Mentalität: eine kritische Haltung gegenüber oberflächlicher AI-Nutzung.

KI im Investment Banking: Vom Research bis zum Text

 

Frage: In welchen Bereichen kommt KI aktuell im Investment Banking zum Einsatz? 


Tom Buchholz: Vor allem im Research und bei Textformulierungen. Ohne KI geht fast gar nichts mehr. Viele Banken nutzen Tools um Texte zu überarbeiten oder Markttrends schneller zusammenzufassen. Aber: Man muss immer double-checken, vor allem bei Zahlen. KI kann fehlerhafte oder unzuverlässige Quellen verwenden. Wirklich entscheidende Aufgaben – wie Bewertungen oder wichtige Analysen – müssen Menschen übernehmen. Dafür trägst du die Verantwortung.

 

Frage: Hat KI deine Arbeit an klassischen Aufgaben – also Research, Pitchbooks, Modellierungen – verändert?


 

Tom Buchholz: Auf jeden Fall. Beim Research spart KI enorm viel Zeit, weil sie viele Quellen parallel durchsuchen kann. Du bekommst Informationen in Sekunden, für die du früher Stunden gebraucht hättest. Aber die wichtigen Punkte musst du weiterhin selbst prüfen. Beim Schreiben hilft KI auch: Texte umformulieren, präziser machen – da spart man viel Zeit. Am Ende kannst du dich stärker auf die wirklich kritischen Inhalte konzentrieren.

Chancen und Risiken für Berufseinsteiger

 

Frage: Welche Chancen und Risiken siehst du für Berufseinsteiger, wenn KI immer mehr Aufgaben übernimmt?


 

Tom Buchholz: Ich sehe das eher als Chance. Die nervigen, repetitiven Aufgaben fallen weg, und du kannst dich auf das konzentrieren, was wirklich zählt. Jeder kann sich stundenlang Webseiten anschauen – aber das ist nicht das, was am Ende den Unterschied macht. Ich glaube nicht, dass dadurch weniger Praktikanten eingestellt werden. Es gibt ohnehin immer genug zu tun. Und so weit ist KI noch nicht, dass sie ganze PowerPoints oder Finanzmodelle zuverlässig ersetzen könnte.

 

Frage: Welche Fähigkeiten werden für Einsteiger in Zukunft wichtiger?


 

Tom Buchholz: Neben den klassischen Skills musst du gut mit KI umgehen können. Das heißt: gute Prompts schreiben und die Ergebnisse richtig einordnen. Wenn du genau weißt, wie du eine Frage formulierst, bekommst du bessere und schnellere Antworten. Gleichzeitig musst du reflektieren können – also einschätzen, wann KI richtig liegt und wann du selbst prüfen musst.

Realität des Praktikums: Arbeit, Druck und Teamgeist

 

Frage: Welche Tipps würdest du anderen Studierenden geben, die ein Praktikum im Investment Banking anstreben?


 

Tom Buchholz: Man sollte wissen, worauf man sich einlässt. In den sozialen Medien wird Investment Banking oft glorifiziert – Geld, Karriere, Lifestyle. Die Realität ist: Du arbeitest 80 Stunden pro Woche, meist im Büro, mit wenig Schlaf und kaum Freizeit.

Was dir hilft, ist Teamarbeit. Wenn du deine Aufgaben früher fertig hast, hilf den anderen. So kommt jeder früher raus, und das stärkt den Zusammenhalt. Kommunikation ist entscheidend.

 

Frage: Was hast du aus deiner Zeit im Investment Banking mitgenommen?


 

Tom Buchholz: Ich habe gelernt, Zeit zu schätzen. Wenn du jeden Tag bis spät arbeitest, merkst du erst, wie wertvoll Freizeit ist. Und in Bezug auf KI – du nutzt sie täglich, aber du lernst vor allem durch Erfahrung. Je mehr du sie anwendest, desto besser verstehst du, wie du sie richtig einsetzt. Es gibt keine Schulung dafür, du musst es selbst lernen.

Fazit:

Das Praktikum im Investment Banking bleibt anspruchsvoll – trotz oder gerade wegen des zunehmenden Einsatzes von KI. Für Berufseinsteiger wie Tom Buchholz bedeutet das: Wer klassische Tools wie Excel und PowerPoint beherrscht, gleichzeitig aber reflektiert und effizient mit KI arbeitet, hat die besten Voraussetzungen für eine Karriere in einer Branche, die sich im Wandel befindet.

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